Christina Hochleitner
Research Coordinator
Für Christina bietet MINT eine Möglichkeit, die Welt und das Leben zu erklären. Ihren Zugang zur Informatik erhielt sie durch Computerspiele und der Möglichkeit, zu Hause handwerklich mitzuhelfen.
Als Forschungskoordinatorin ist sie in ihrem Beruf für das Organisieren und Planen nationaler und internationaler Projekte zuständig. Netzwerke und persönliche Kontakte aufzubauen und an Konferenzen teilzunehmen, ist für sie daher ein wichtiger Teil ihres Arbeitsalltags.
Im Gespräch erzählt sie uns, wie sie mit Technikwissen ihre Flugangst überwinden konnte, was ihr an der Informatik besonders gefällt, welchen Stellenwert Medienkompetenz für sie hat und warum in Entwicklungsteams mehr Frauen sein sollten.
Ausbildung
Medientechnik und -design
FH OÖ, Campus Hagenberg
Beruf
Research Coordinator
bei RISC Software GmbH
Hobbies
Bogenschießen, Backen, Lesen, Computerspiele
MINT im Fokus
Was bedeutet MINT für dich?
Während der Schulzeit hatten wir Schüler*innen vor MINT-Fächern großen Respekt. Dennoch hatten Fächer wie Physik und Chemie immer etwas Faszinierendes an sich und haben vor allem durch das Ausprobieren und Experimentieren (auch im Unterricht) mein Interesse geweckt. Ich war schon früh an Informatik interessiert und konnte sehr bald (in den frühen 90er Jahren) Computer nutzen und Dinge ausprobieren. Dieses Interesse ist mir geblieben und hat mich auch zu meinem Studium im Bereich Medientechnik und -Design an der FH Oberösterreich, Campus Hagenberg, bewogen.
Welche Bedenken hast/hattest du dabei dich für eine MINT-Richtung zu entscheiden?
Nachdem mich Computer fasziniert haben und ich durch meine Mutter bereits sehr früh die Möglichkeit hatte, damit zu experimentieren, hatte ich keine Bedenken, dieses eher technische Studium zu absolvieren. Größere Hindernisse waren für mich die damals noch nicht so weit verbreiteten Studienmöglichkeiten und die damit verbundene räumliche Entfernung zu meiner Heimat.
Mit welchen Herausforderungen bist/warst du konfrontiert?
Die Tatsache, dass ich ein (im Vergleich zu meinem Freundes- und Bekanntenkreis) eher technisches Studium ergriffen habe, bereitete mir keine größeren Herausforderungen. Spannend wurde es jedoch, als ich später, im Berufsleben, in den nationalen und internationalen Projekten, in denen ich forschte, meist die einzige oder eine der wenigen Frauen im Konsortium war. Herausfordernd wurde es schließlich, als ich Kinder bekam und die Balance zwischen der Betreuung meiner Kinder mit meiner beruflichen Laufbahn kombinieren musste. Dies ist jedoch nicht MINT-spezifisch und betrifft sehr viele Mütter.
Wie hat dein (privates) Umfeld auf deine Entscheidung reagiert?
Meine Eltern haben mein technisches Interesse immer befürwortet und gefördert, sie waren nur etwas traurig, dass ich deswegen so weit weg gezogen bin (uA nach Australien und Dänemark).
Was war dein größter „Aha-Moment“ im MINT-Bereich?
Ich wollte trotz meines Interesses für die Technik noch etwas mit Menschen zu tun haben – also Technologien für Menschen entwickeln und erforschen. Daher war der Aha-Moment für mich, als ich vom interdisziplinären Feld der Mensch-Maschine-Interaktion erfuhr, mit dem ich mich seit 17 Jahren beschäftige. Hier sind die Nutzer*innen im Mittelpunkt, es wird etwas entwickelt, das ihren Bedürfnissen und Anforderungen entspricht. Um das sicherzustellen, werden die einzelnen Entwicklungsschritte immer wieder mit Nutzer*innen abgestimmt und überprüft.
MINT und Frauen
Warum sollten mehr Frauen einen MINT-Beruf ergreifen?
Die Geschichte zeigt, dass der Standard des Mensch-seins und der Menschheit männlich definiert ist: egal ob man in unsere Vergangenheit blickt, in der davon ausgegangen wird, dass nur Männer Jäger waren oder ob man in die Medizin schaut, in der Medikamente lange (und teilweise noch immer) nur an männlichen Testpersonen erprobt wurden oder im Bereich der Algorithmen, wo es zu wenig Daten zu Frauen gibt und diese auch dadurch in zukünftigen Modellen (Künstliche Intelligenz) unterrepräsentiert sind. Wenn wir unsere Gesellschaft als solche abbilden wollen, müssen alle Menschen, die Teil dieser Bevölkerung sind, berücksichtigt werden und Gehör finden. Genau deswegen ist Diversität so wichtig – vor allem in besonders unterrepräsentierten Bereichen wie dem MINT-Sektor.
Was möchtest du den Mädchen/Frauen noch mit auf den Weg geben?
Lasst euch nie weiß machen, dass ihr etwas nicht könnt, weil ihr ein Mädchen oder eine Frau seid! Spielt Fußball, strickt Pullover, repariert Autos, backt Torten, lernt höhere Mathematik – macht es, weil es euch interessiert und nicht, weil ihr einer sozial definierten Gruppe angehört!