Female Leadership Talks

„(M)ein Patentrezept“?!

In der Einleitung zum sechsten und in diesem Studienjahr letzten Female Leadership Talk wurde Gertrude Schatzdorfer-Wölfel von Martina Gaisch, Vertreterin der FH OÖ, bereits als krönender Abschluss der online abgehaltenen Female Leadership Talks-Reihe angekündigt. Diese Zuschreibung wurde im Laufe der nächsten Stunde mehr als erfüllt. Gertrude Schatzdorfer-Wölfel hielt vor den knapp 20 interessierten Teilnehmenden nicht nur einen mitreißenden und motivierenden „Female Leadership Talk“, sondern einen spannenden Empowerment-Vortrag, vollgefüllt mit brauchbaren Lebenserkenntnissen und dem unbedingten Aufruf zur Aktivität und vor allem Solidarität unter Frauen.  

Zu Beginn sah Schatzdorfer-Wölfels Lebensplan weder eine technische noch eine geschäftsführende Rolle vor. Als ausgebildete Kindergärtnerin war sie gerade in Karenz mit ihrer zweiten Tochter, als sich ihre Eltern zu einer Scheidung entschlossen und von ihr „von einem Tag auf den anderen“ erwartet wurde, als Geschäftsführerin das familieneigene Unternehmen, in dem auch ihr damaliger Mann als technischer Leiter arbeitete, zu übernehmen. Schatzdorfer-Wölfel war weder Technikerin, noch Wirtschafterin und „jeder Lehrling im Unternehmen wusste mehr als ich“, wie sie ihre damalige Situation beschreibt. Doch mit dem Beschluss, die Geschäftsführung zu übernehmen, besann sie sich auch darauf, was sie wirklich gut konnte: „mit Menschen umgehen“ und entschied, „sich nicht um die Zahlen zu kümmern, sondern um die Menschen – dann kommen die Zahlen von selber“. Diese mutige Entscheidung sollte sich trotz aller Tiefen und Schwierigkeiten als richtig herausstellen, denn Schatzdorfer Gerätebau ist von 29 auf 96 Mitarbeiter*innen angewachsen und beschäftigt, ungleich vieler anderer Unternehmen im technischen Bereich, 25% Frauen – und diese nicht, wie es stereotyp zu Beginn der Fall war, in der Administration, sondern in allen Abteilungen und Bereichen: „Wenn bei uns die Männer nach Hause gehen würden, könnte alles weiterlaufen, denn in allen Bereichen gibt es mindestens eine Frau“ so Schatzdorfer-Wölfel selbstbewusst. Selbstbewusstsein ist auch etwas, das die Unternehmerin allen Frauen sehr ans Herz legt, denn „Männer können oft schon fließend Italienisch in Wort und Schrift, wenn sie beim Italiener eine Pizza bestellen können – Frauen brauchen dazu mindestens ein Hochschulstudium!“. Aus diesem Grund ruft Schatzdorfer-Wölfel – auch schon bei Bewerbungen – auf zu mehr Mut und der Konzentration darauf, was in uns Frauen steckt, was wir schaffen können, und nicht darauf, was wir meinen, können zu müssen.

Ein weiterer wichtige Punkt ist die schon oben angesprochene Solidarität unter Frauen und hier wirbt Schatzdorfer-Wölfel darum, verschiedene Lebensentwürfe von Vollzeitmama bis Karrierefrau und auch alles dazwischen gelten zu lassen und sich gegenseitig darin zu unterstützen, das jeweilige Ziel zu erreichen. Doch Frauensolidarität soll nicht vor der eigenen Haustür enden, sondern zum Beispiel auch den Kampf der Frauen im Iran mit einschließen, oder die Aktionen mutiger Klimakleber*innen, deren Ziele eigentlich unser aller Ziele sein sollten. Wobei Frauen das Wort „eigentlich“, so Schatzdorfer-Wölfel, sofort aus ihrem Wortschatz streichen sollten. Denn „man kann alles, wenn man’s will“ – auch seine größten Ziele erreichen – wenn man den Entschluss dazu trifft und die positiven Gedanken darauf ausrichtet, denn „die Energie folgt den Gedanken“ und in Gedanken steht uns Frauen ja tatsächlich die ganze Welt offen.

Mehrere Tipps gibt Schatzdorfer-Wölfel auch für schlechte Zeiten, die immer auch die Lehrreichsten sind. Die drei größten Ängste aufzuschreiben und einige Monate später herauszufinden, dass keine der Befürchtungen eingetreten ist, ist nur eine Möglichkeit, auch während Krisen positiv nach vorne zu blicken und dann die guten Zeiten umso mehr zu genießen.