Johanna Fuchsberger
Netzwerktechnikerin
„Selbst ist die Frau“ ist ein Motto von Johanna. Denn ihrer Meinung nach sollte man keine Scheu vor Neuem haben, selbstbewusst sein und Fragen stellen.
Als Engineerin im Bereich Netzwerktechnik ist sie zuständig für Office- und Prozessnetzwerke. Dazu gehört es, neue Sachen zu entwickeln und alte zu warten, sowie das gesamte Netz aufrecht zu erhalten und Kommunikationsflüsse über IP-Adressen zu ermöglichen.
Wo ihr persönlicher Bezug zu MINT liegt, was ihr an ihrer Arbeit besonders gefällt, und was passiert, wenn doch einmal das System ausfällt, erklärt uns Johanna im Interview.
Ausbildung
Beruf
Netzwerktechnikerin bei
Linz AG
Hobbies
Musik, Rätsel, Reisen, Gärtnern, Computerspielen
MINT im Fokus
Was bedeutet MINT für dich?
MINT ist ein sehr wichtiger Bereich meines Lebens. Ich besuchte den wirtschaftskundlichen Zweig der AHS Körnerschule und konnte Fächern wie Kochen und Werken nie viel abgewinnen. Gut war ich in Mathematik und Chemie, weil mich das mehr interessierte. Das war mir aber nie bewusst. Ich habe mich nicht absichtlich in den MINT-Bereich begeben, sondern bin nach der Matura sozusagen reingeschlittert. Ich fing an, Sinologie und Publizistik zu studieren, schaute aber lieber den Technikern über die Schulter bei dem Internetprovider, bei dem ich als Aushilfe neben dem Studium arbeitete. So erweiterte ich meine Kompetenzen nach und nach, vom Briefe-Tippen und Telefon-Abheben zum 1st und später 2nd Level Support. Als ich dort wissenstechnisch alles abdeckte, fragte mich der Chef der Firma, ob ich lieber Sysadmin oder Netzwerktechnikerin werden will und nach etwas Einarbeitungszeit in die Netzwerktechnik fühlte ich mich in diesem Gebiet pudelwohl. Das ist inzwischen fast 20 Jahre her und ich bin immer noch dankbar dafür, dass mir keine Steine in den Weg gelegt, sondern meine Motivation gefördert wurde.
Welche Bedenken hast/hattest du dabei dich für eine MINT-Richtung zu entscheiden?
Ich hatte keine Bedenken, sondern bin immer weiter reingerutscht in die Technik. Es war so etwas wie ein natürlicher Prozess, bei dem ich mich nie unwohl fühlte. Obwohl es durchaus vorkommt, dass ich bei Konferenzen mit 80 Männern die einzige Frau bin.
Mit welchen Herausforderungen bist/warst du konfrontiert?
Die größte Herausforderung ist nach wie vor, mit dem Vorurteil im Kopf von manchen Menschen klarzukommen, dass Frauen nichts von Technik verstehen. Es passiert mir heute noch, als senior, dass Leute, die mich noch nicht kennen, davon ausgehen, sie sind bei der Vermittlung gelandet, weil sie eine Frau am Apparat haben.
Wie hat dein (privates) Umfeld auf deine Entscheidung reagiert?
Sowohl privat, als auch beruflich reagieren alle sehr positiv. Mein Umfeld ist eher stolz, dass ich einen respektablen Ruf in einer Männerdomäne habe und „mann“ zu mir kommt mit Problemen, wenn sonst niemand mehr weiter weiß.
Was war dein größter „Aha-Moment“ im MINT-Bereich?
Dass es nicht schlecht aufgenommen wird, wenn man Fragen stellt, seien sie auch noch so banal. Wenn man was nicht versteht, ist es besser zu fragen als das Unwissen zu überspielen und zu tun als wüsste man eh alles. Das fällt einem später mit Sicherheit auf den Kopf.
MINT und Frauen
Warum sollten mehr Frauen einen MINT-Beruf ergreifen?
Damit das Vorurteil, die Gehirne von Frauen wären nicht für den MINT-Bereich geeignet, abnimmt. Das gelingt nicht durch Studien oder Forschungen, sondern von Frauen, die sich in MINT wohlfühlen und ausleben.
Was möchtest du den Mädchen/Frauen noch mit auf den Weg geben?
Lass dich nicht entmutigen von eben diesen Vorurteilen. Geh deinen Weg, steh zum eigenen Wissen und Können und stelle Fragen! Viele davon! Schäm dich nie, etwas nicht zu wissen, sondern sieh es als Chance mehr zu lernen.