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Judith Pitzer

Softwareentwicklerin

Programmierung und Teamarbeit gehen für Judith Hand in Hand. Vor allem die Zusammenarbeit zwischen Prozessmanagement und Entwicklung ist ihrer Meinung nach wichtig, um gemeinsam an Problemen zu arbeiten und entsprechende Lösungen zu finden.

Obwohl Judith es sich als Kind nicht vorstellen konnte, eine technische Ausbildung zu machen, arbeitet sie nun mit großer Freude als Softwareentwicklerin.

Im Interview erzählt sie uns, wie sie ihr Bruder stets motivierte, sie spielerisch an die Programmierung heranführte und was ihr nun an der Informatik besonders gut gefällt. Zudem spricht sie darüber, warum es wichtig ist, dass auch Lehrkräfte an Schüler*innen glauben und sie unterstützten.

Ausbildung

Software und Information Engineering
TU Wien

Beruf

Softwareentwicklerin bei
PC Electric

Hobbies

Sport, Lesen

MINT im Fokus

Was bedeutet MINT für dich?

Für mich ist MINT ein sehr interssanter Bereich, der immer mehr an Bedeutung gewinnt und eine sehr zukunftssichere Berufswahl bietet. Mittlerweile hat jede Firma einen Informatikbereich. Somit ist das Berufsspektrum in diesem Bereich wirklich sehr breit. Ich hätte mir zum Beispiel vor einigen Jahren nicht vorstellen können, dass ich in einer Firma tätig werde, die CEE-Stecker herstellt.

Welche Bedenken hast/hattest du dabei dich für eine MINT-Richtung zu entscheiden? 

Ich wusste damals nach der Schule gar nicht, für welche Richtung ich mich entscheiden sollte. Da mein großer Bruder und mein Freund im Informatikbereich tätig sind, habe ich mich dafür entschieden, dies auch auszuprobieren. Dass der Umstieg von einer auf Sprachen spezialisierten Schule zu einem Technikstudium so schwer werden würde, habe ich davor gar nicht bedacht. Ehrlich gesagt, habe ich mir vor meinem Studium gar nicht so viele Gedanken darüber gemacht, welche Herausforderungen auf mich zukommen werden.

Mit welchen Herausforderungen bist/warst du konfrontiert? 

Die größte Herausforderung war wohl der Wechsel von einer auf Sprachen spezialisierten Schule zu einem Technikstudium. Als ich mit dem Informatikstudium an der TU Wien begann, hatte ich zwar ein bisschen Vorerfahrung, aber für die meisten im 1. Semester geforderten Fächer reichte das nicht aus. Ich schaffte am Anfang nicht sehr viele Fächer, blieb aber weiterhin motiviert und holte im 2. Semester viel nach. Insgesamt schaffte ich das Studium zwar nicht in der Mindeststudienzeit, aber in der Regelstudienzeit, was für dieses Studium meiner Meinung nach trotzdem eine sehr gute Leistung war.

Als ich meine jetzige Stelle antrat, war ich mit einer zweiten Frau in meiner Abteilung, die bald eine gute Freundin wurde. Leider verließ meine Kollegin aber das Unternehmen und dann war ich die einzige Frau im Büro. Am Anfang hatte ich Bedenken, ob ich mich in der Männerrunde integrieren kann. Bald zeigte sich aber, dass ich auch mit meinen männlichen Kollegen sehr gut zusammenarbeiten kann und ich verstehe mich sehr gut mit ihnen.

Wie hat dein (privates) Umfeld auf deine Entscheidung reagiert?

Von meiner Familie wurde ich immer sehr unterstützt und vor allem mein älterer Bruder, der Professor an der FH Hagenberg im Bereich Informatik ist, hat mich als Kind bereits spielerisch an den Informatikbereich herangeführt. Später wurde ich dann auch durch meinen Partner, der ebenfalls in der Informatik tätig ist, weiter motiviert, mich in diesem Bereich weiterzuentwickeln.

Manche Menschen in meinem Umfeld waren etwas irritiert über meine Berufswahl und sagten, sie hätten eher vermutet, dass ich etwas Soziales oder Kreatives machen würde. Grundsätzlich war mein enges Umfeld aber positiv gestimmt und unterstützte mich.

Die für mich unangenehmste Reaktion kam von einem Bekannten, der selbst eine Softwarefirma besitzt. Er sagte zu mir: „Vielleicht solltest du doch lieber etwas mit Mode und Make-Up machen.“ Diese Bemerkung hat mich aber sehr motiviert, dass ich zeige, was ich kann.

Was war dein größter „Aha-Moment“ im MINT-Bereich? 

Der größte „Aha-Moment“ war für mich wohl, als ich nach dem Studium auf Jobsuche ging und merkte, dass man mit einer Informatikausbildung so viele verschiedene Berufsmöglichkeiten hat. Wie oben bereits beschrieben, hat fast jedes Unternehmen eine Informatikabteilung.

MINT und Frauen

Warum sollten mehr Frauen einen MINT-Beruf ergreifen?

Ich finde es sehr schade, dass in unserer Gesellschaft immer noch oft von Frauen erwartet wird, einen „typisch weiblichen“ Beruf, also etwas Soziales oder Kreatives, zu ergreifen. Dadurch ziehen Frauen vielleicht ein technisches Studium gar nicht in Betracht, obwohl sie sicher ein großes Potenzial hätten.

Mir geht es bei der Unterstützung von Frauen im MINT-Bereich nicht um Quoten oder um Gleichberechtigung. Meiner Meinung nach ist jeder für seinen Erfolg selbst verantwortlich. Mir geht es darum, dass man die eigene Berufswahl nicht nach der gesellschaftlichen Norm trifft, sondern sich auch ein Bild von Berufen macht, die nicht typisch für das jeweilige Geschlecht oder Umfeld sind.

Was möchtest du den Mädchen/Frauen noch mit auf den Weg geben?

Wenn man eine Berufswahl trifft, sollte man bewusst aus den gesellschaftlichen Normen ausbrechen und Berufe in Betracht ziehen, die man sich vielleicht gar nicht vorstellen kann. Ich habe zum Beispiel davon gehört, dass Schüler*innen einen Schnuppertag in einem Berufsfeld machen sollen, das sie sich am wenigsten vorstellen können. Das finde ich eine sehr gute Idee, da man sonst so viele Chancen übersieht und Branchen gar nicht kennenlernt, die vielleicht eine sehr gute Wahl wären.

Keiner sollte sich von den Grenzen anderer Leute beschränken lassen. Jeder sollte sein Leben selbst leben und sich nicht von anderen Leuten sagen lassen, wie man es zu leben hat.